Nichtbloggern das Bloggen erklären
27.10.2006, 11:55
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Meinungen
Es ist bestimmt schon vielen von euch so gegangen, dass ihr in diese verzweifelte Situation geraten seid, einem Nichtblogger erklären zu müssen, warum man blogge oder woraus die Existenzberechtigung für diese Sinnlosigkeit resultiere!
Dabei muss man ja zwei Arten von Skeptikern unterscheiden:
Zum einen, wären da sicherlich diejenigen, die mit dem weltweiten Netz einfach mal, sagen wir’s direkt, schlichtweg gar nichts zu tun haben. „Wie, Du willst mir erzählen, dass Du ein Tagebuch schreibst und andere Menschen das lesen können? Was seid ihr für Menschen? Das liest doch keiner! Internet? Das benutzt man doch nur um eine Email zu versenden oder bei Wikipedia was nachzulesen!“
(An dieser Stelle eine Anmerkung an Bill: Wie wäre es, wenn Du in der nächsten Wordversion einfach mal ein Wort wie „Wikipedia“ in Deine Rechtschreibprüfung aufnehmen würdest? Wäre toll!)
Man versucht zu erklären: „Also ein Blog ist kein Tagebuch,
(Bill, auch „Blog“ dürfte ein Wort sein, was durchaus als bekannt gelten dürfte)
es ist mehr eine Sammlung von Kommentaren, Kritiken und Fragestellungen. Der Autor, er wird in der Fachsprache auch Blogger genannt,
(Bill: Du weißt Bescheid!)
nutzt seine Plattform als Ventil. Ein Ventil, um die Impressionen des täglichen Lebens in Worten verarbeitet mit anderen Menschen, den Lesern, diskutieren zu können.“ „Aha, und das macht Spaß und gibt Dir was?“ „Ja durchaus! Das Internet verändert sich. Der Nutzer dieser weltweiten Vernetzung ist nicht mehr länger unkritischer Konsument, der die Informationen von anderen aufnimmt. Nein, er wird aktiver, er hat die Möglichkeit selbst zu verfassen, in Frage zu stellen und zu kritisieren!“
Dann sind da ja noch diejenigen, die Bescheid wissen. Sie haben von „Web 2.0“ gehört. Sie kennen ein paar wenige Blogs, haben vielleicht sogar das eine oder andere gelesen: „Was seid ihr denn für Menschen? Einmal ihr, ihr Blogger, armselige Exhibitionisten, die ihre Intimitäten in der Öffentlichkeit breittreten! Ohne Selbstbewusstsein, schon fast Feiglinge! Würdet ihr euch doch auch nur in der realen Welt trauen zu sagen, was ihr denkt! Und dann die Leser, nichts weiter als Voyeure, die es toll finden, inkognito am Leben anderer teilzunehmen!“
„Kollegen, nein! Ich darf mal kurz eine individuelle Antwort liefern:”
Ich blogge, weil es mir Spaß macht, zu schreiben. Ja, jeder hat ein Blog! Und? Jeder hat auch Bücher im Schrank, jeder hat auch ein Telefon! Wird das deshalb auch langweilig und uncool? Das Internet bietet Chancen! Jeder hat die Möglichkeit, sich zu äußern. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel:
Schauen wir einmal in den Irak! Schön, wir bekommen täglich von unseren ach so objektiven Medien berichtet, wie grausam die Selbstmordattentäter dort unten die armen Amerikaner platt machen.
Ich will das hier sicherlich NICHT verharmlosen! Ich verachte es!
Das einzige, was wir von den Bewohnern der Städte mitbekommen, sind Bilder der Attentäter oder Videos der Kollateralschäden (
George
, mein Freund: Mission accomplished!) Doch neben all dem gefärbten Scheiß, der täglich meine Nerven strapaziert, sind da auch noch andere Informationen. Blogger, die von ihrem Leben in einem besetzten und zerstörten Land berichten. Sicherlich ist das keineswegs objektiv, aber wenigstens ist es mal eine andere Sichtweise!
Ok, ein gewisses Maß an Exhibitionismus muss man zweifelsfrei eingestehen. Aber dafür erntet man auch etwas: Reaktionen, Diskussionen und konstruktive Kritiken! Nein, ich schreibe nicht täglich über weltbewegende Dinge, nicht alles gefällt jedem. In erster Linie geht es hier auch um genau eine einzige Person. Um mich! Ich fühle mich hier wohl und verfasse meine Gedanken in Text und Bild. Es macht Spaß, es tut gut und es bleibt dabei…
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