Sky Manfred der traurige Held
29.06.2006, 13:57
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Sonntag, der 09 Juli 2006
Ein brennend heißer Tag. Über eine Millionen Fans aus der ganzen Welt sind an diesem Tag nach
Berlin
geströmt, um dem Endspiel der Fußballweltmeisterschaft beiwohnen zu können.
Die Gastgeber gegen Brasilien – Eine harte Nuss würde es werden.
Sky Manfred ist gerade auf seinem wöchentlichen Sonntagsspaziergang um den Wannsee herum. Er genießt die Stille des Sonntagmorgen, die angenehme Kühle, die durch den Wald noch verstärkt wird. Die Vögel zwitschern und die Sonne erkämpft sich langsam ihren Standpunkt am Himmel über
Berlin
. Sicherlich würde der normale Mensch sich wundern, könnte er Sky Manfred, den unsichtbaren Helden doch nur sehen. Dass man sich wundern würde liegt an einer ganz einfachen Sache, Sky Manfred pflegte immerzu nackt herumzurennen, unser Held, von dem keiner etwas weiß.
Ein wirklich trauriges Schicksal! Stellen sie es sich doch nur einmal vor, sie sind der Held der Nation und keiner weiß von ihrer Existenz. Könnten sie dann überhaupt ein Held sein? Kann es einen Helden geben, ohne dass irgendjemand ihn bemerkt? Braucht es nicht die Zustimmung der Geretteten, um einen Helden zu kreieren? Doch Sky Manfred hatte sich mit dieser Situation abgefunden. Wie viele Jahre hatte er nach jeder Heldentat dagesessen und geweint. So viele Menschenleben hatte er schon gerettet, ohne dass es irgendjemanden aufgefallen wäre, dass es Manfred gewesen war.
Gefangen von diesem Gedanken, umrundet unser Held in aller Herrgottsfrühe, einsam wie immer, seinen Wannsee und beginnt langsam seinen Tag. Nicht ahnend, was gerade in der Stadt passiert…
Können sie das sehen? Was ist das denn? Was macht denn der Mann da an den Bällen im Olympiastadion? Sehen sie ihn? Ach nein, wie töricht von mir, natürlich können sie ihn nicht sehen, wir befinden uns ja gerade in einer erfundenen Geschichte, inmitten des Hirns ihres Verfassers Herr Timo. Ich bitte um Nachsicht – die Milch ist alle und hatte somit noch nicht die Möglichkeit mehr als einen Kaffee zu trinken. Also werde ich Ihnen jetzt mal von dem bösen Mann erzählen:
Schwarz gekleidet, mit Maske über seinem Gesicht.
Sicherlich könnte ich Ihnen trotzdem sein Gesicht beschreiben, da ich ja als allwissender Erzähler wissen muss, wie es unter der Maske aussieht, dennoch muss ich Sie im Ungewissen lassen, damit ich die Spannungskurve langsam ansteigen lassen kann!
Er bückt sich gerade über die Bälle, die an einem eigentlich geheimen Ort aufbewahrt werden und füllt einen mit Farbe – wie gemein. Er will das Endspiel stören, indem er den Ball schwerer macht und geht ganz bewusst das Risiko ein, dass sich die Spieler verletzen können.
Am Abend, kurz vor dem Anpfiff, geht Sky Manfred noch mal seine Überwachungskameras durch, die er in der ganzen Stadt unsichtbar aufgestellt hat. Natürlich entdeckt unser Held ohne Heldenstatus auch diesen hinterhältigen Anschlagversuch und rast zum Olympiastadion. Doch leider wird er zu spät kommen.
Sie können das ja jetzt noch nicht wissen, deshalb werde ich Ihnen nun erzählen, dass die U2 leider Verspätung hat und unser Held nun erst zehn Minuten nach dem Anpfiff das Stadion erreicht.
Ronaldhinio im Strafraum vor dem deutschen Tor, er zieht ab und der Ball fliegt los. Sky Manfred weiß ganz genau, sollte der gute Lehmann diesen Ball halten, so würde er zerplatzen
(der Ball)
und Lehmann vielleicht sogar an der Farbe ersticken, da sie eventuell sein ganzes Gesicht verkleben würde. Mit einem Hechtsprung katapultiert sich Manfred schnell zwischen Lehmann und den Ball, der zerplatzt
(wieder der Ball)
und gibt die Farbe frei. Die Zuschauer verfallen in ungläubige Starre – vor dem Torwart der deutschen Elf baut sich in Bruchteilen einer Sekunde eine Wand auf, eine Wand aus blauer Farbe. Schnell wird ihnen bewusst, dass die blaue Farbwand die Konturen eines Menschen annimmt, der direkt nach der Rettungsaktion schnell gen Himmel fliegt und in den Wolken verschwindet. Das Spiel wird fortgesetzt und Deutschland wird Weltmeister.
Da Sie ja nicht in die Zukunft schauen können, mache ich das mal für Sie und berichte Ihnen, dass Manfred vom nächsten Tag an nicht mehr der unsichtbare und damit unglücklich unbekannte Held ist. Alle Zeitungen schreiben über ihn und er wird in die Geschichte eingehen. Sein
Leben
wird er als Blue Manfred – der Berliner Held der WM 2006 fortsetzen und sehr alt werden…
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